DIE ABGEHAUENE HAND
Den griechischen Kaufmann und Wundarzt Zaleukos hat es nach Florenz verschlagen, wo er Salben und Tinkturen verkauft. Ein Maskierter bietet ihm ein kleines Vermögen dafür, dass er den Kopf seiner toten Schwester von ihrem Körper trenne, damit der in der Fremde lebende Vater das Gesicht seiner Tochter noch einmal sehen könne – wie das alter Brauch sei.
Zaleukos unterliegt der Verlockung des vielen Geldes und lässt sich überreden, diese grausame Handlung zu vollziehen.
Bei der angeblich Verstorbenen handelt es sich allerdings um Bianka, die Tochter des Gouverneurs, die als die ›Schönste Blume von Florenz‹ bezeichnet wird. Sie liegt friedlich schlummernd in ihrem Bett, als Zaleukos den ersten Schnitt setzt. Mit Entsetzen bemerkt er seinen Irrtum und die Falle, die ihm gestellt wurde, was ihn letzten Endes seine linke Hand kostet.
KALIF STORCH
Der Kalif Chasid zu Bagdad und sein Großwesir Mansor kaufen einem Krämer ein Zauberpulver ab, womit sie sich spaßeshalber in Störche verwandeln. Leichtsinnigerweise verstoßen sie gegen das Lachverbot, was zur Folge hat, dass sie sich nicht mehr an den Zauberspruch ›mutabor‹ erinnern. Somit ist beiden die Rückverwandlung verwehrt und sie müssen für immer Störche bleiben.
In einem Ruinengewölbe treffen sie auf die dort lebende Nachteule Lusa, die sich als eine verwunschene indische Königstochter zu erkennen gibt, die nur durch einen Heiratsantrag von dem Zauberspruch erlöst werden könne. Kalif Chasid weiß jetzt, dass er auf seinen größten Feind, den Zauberer Kaschnur, hereingefallen war und dessen Sohn Mizra inzwischen seine Nachfolge angetreten haben dürfte.
Erst nachdem sich Chasid dazu bereit fand, Lusa trotz ihrer hässlichen Eulengestalt zur Frau zu nehmen, führt sie die beiden Störche dorthin, wo sich der Zauberer mit seinen Verbündeten regelmäßig trifft und wo sie sich ihrer Untaten rühmen. Es gelingt den Störchen, das geheime Zauberwort aufzuschnappen.
Zurückverwandelt kehren der Kalif und seine Begleiter nach Bagdad zurück, um dort Rache zu üben.
ZWERG NASE
Der dreizehnjährige Jakob trägt manchen Kunden seiner Mutter, einer Marktfrau, die schweren Einkäufe nach Hause. So auch einer alten, dürren Frau mit langer, spitzer Nase, die ihn zum Dank mit einer köstlich schmeckenden Suppe verwöhnt. Danach versinkt er in eine seltsame Traumwelt.
Sieben Jahre lang stand er als Eichhörnchen in den Diensten dieser bösen Fee. Als er zu seinen Eltern zurückkehrt, erkennen sie ihn nicht wieder, den garstigen Zwerg mit langer Nase, kurzem Hals und viel zu langen Armen, der er jetzt ist. Ständigem Spott und Verachtung ist er jetzt ausgeliefert. Trotzdem wird er Meisterkoch in einem herzoglichen Palast. Als es ihm dort um Kopf und Kragen geht, erfährt er Hilfe durch eine sprechende Gans, die er vor der Schlachtbank rettete.
DAS KALTE HERZ
Peter Munk erbt eine Köhlerei, ist aber mit der schlecht bezahlten, schweren und kaum Anerkennung findenden Arbeit unzufrieden. Er träumt von Reichtum und Lebensgenuss. Im Schwarzwald sucht er das Glasmännchen auf, einen hilfsbereiten Waldgeist. Diesen fleht er an, ihm zu Ansehen und Vermögen zu verhelfen. Das Glasmännchen gewährt ihm zwei von drei Wünschen, deren Erfüllung ihn jedoch aufgrund seiner Habgier und Verschwendungssucht ins Elend treibt.
Aus Verzweiflung schließt er nun einen Pakt mit dem riesenhaften Holländer-Michael, einem Zauberer und Herrn des Waldes. Dem überlässt er sein eigenes Herz, empfängt dafür eines aus Marmor sowie hunderttausend Gulden. Aber dieses andere, steinerne Herz ist kalt und macht ihn hart und gefühllos, was schließlich in einer Katastrophe endet.
Peter sucht erneut das Glasmännchen auf, das ihm jetzt auch noch den dritten Wunsch erfüllt. Nun gelingt es ihm, den Holländer-Michael zu überlisten, sein echtes Herz zu stehlen und damit zu entkommen. Jetzt erst entdeckt er den Wert eines innerlich reichen und zufriedenen Lebens.
DER REUSSENSTEIN
Ein Riese plant den Bau eines Schlosses auf dem Reußenstein und beschäftigt damit unzählige Handwerker aus der Region. Doch als er Einzug hält, stellt er am obersten Fenster das Fehlen eines Hakens fest. Dieser kann nur unter Lebensgefahr angebracht werden und alle weigern sich – bis auf einen mutigen Schlossergesellen.
DIE HÖHLE VON STEENFOLL
Der Fischer Wilm entdeckt am Strand einen Goldklumpen und ist nun nicht mehr zufrieden mit seinem bisherigen, recht einfachen Leben. Eine maßlose Gier nach noch mehr Gold bestimmt sein weiteres Handeln. Sein Freund Kaspar fleht ihn an, dieses Ziel wieder aufzugeben, aber umsonst. Wilm gerät in die Abhängigkeit von Geistwesen, den Seelen eines vor langer Zeit versunkenen Schiffes. Daraufhin schlägt das Schicksal unbarmherzig zu.
DER HIRSCHGULDEN
Kuno, ein sensibler Junge, leidet unter der Verachtung seines raubeinigen Vaters, des Grafen von Zollern. Nach dem Tod seiner liebevollen Mutter heiratet sein Vater eine zwar bildschöne, aber kaltherzige junge Frau, die ihm Zwillingssöhne schenkt. Denen bringt er seine rohen Sitten und Flüche bei und beide befinden sich mit ihrem älteren Bruder in stetiger Zwietracht. Eine als Hexe geltende alte Frau prophezeit, das Erbe des alten Zollern werde einmal nur noch einen Hirschgulden wert sein, aber sie wird verlacht. Der alte Graf stirbt, da tun sich die Zwillinge im Kampf ums Erbe gegen den älteren Bruder Kuno zusammen – doch sie ziehen der Kürzeren: Die Weissagung der alten Frau erfüllt sich und beide Brüder besitzen nur noch einen einzigen, in Württemberg inzwischen ungültig gewordenen Hirschgulden
Richard von Volkmann, der sich als Schriftsteller Leander nannte, war Arzt und entwickelte unter anderem im Bereich der Chirurgie eine Reihe wegweisender Verfahren. Als Generalarzt – im deutsch-französischen Krieg 1870/71 in Paris stationiert – schuf er seine »Träumereien an französischen Kaminen«. Seine Märchen sind jedoch keine typischen Idyllen, sondern vielmehr romantische Luftschlösser voller Esprit und schalkhaftem Humor. Sie bieten eine heile Welt, in die es sich zu entfliehen lohnt, und sind in diesem eBook enthalten. Hier die Titel:
(1 ) Die künstliche Orgel – (2) Goldtöchterchen – (3) Vom unsichtbaren Königreiche – (4) Wie der Teufel ins Weihwasser fiel – (5) Der verrostete Ritter – (6) Von der Königin, die keine Pfeffernüsse backen, und dem König, der nicht das Brummeisen spielen konnte – (7) Der Wunschring – (8) Die drei Schwestern mit den gläsernen Herzen – (9) Eine Kindergeschichte – (10) Sepp auf der Freite – (11) Heino im Sumpf – (12) Pechvogel und Glückskind – (13) Die Alte-Weiber-Mühle – (14) Das Klapperstorch-Märchen – (15) Wie sich der Christoph und das Bärbel immer aneinander vorbei gewünscht haben – (16) Die Traumbuche – (17) Das kleine bucklige Mädchen – (18) Der kleine Vogel – (19) Die himmlische Musik – (20) Der kleine Mohr und die Goldprinzessin – (21) Von Himmel und Hölle – (22) Der alte Koffer.